„Mission MediaArt Facilities“ Öffentliches Raumprojekt

Medienwechsel 1, open art Galerie, „Frankfurter Welle“

05.09.2002 bis 04.12. 2003, täglich von 8 bis 22 Uhr

Kuratoren: Eduardo Perez, Hortense Pisano

Die Künstler:

Andreas Bunte, Berlin

HeadQuarter, Frankfurt

Georg Krüger, Frankfurt

Karl Kliem/meso, Frankfurt

Oliver Husain/Claus Richter, Frankfurt

Dirk Paschke, Frankfurt

Jan Wagner, Düsseldorf

Die Ausstellung „Mission MediaArt Facilities“ beschäftigt sich im Spannungsfeld von Kunst und Design mit der Frage, wie sich die Produktionsbedingungen für junge Medienkünstler seit den 1990er-Jahren verändert haben? Wo haben sich möglicherweise Schnittstellen zwischen beiden Feldern Kunst und Design gebildet? Auch stellt sich die Frage, inwieweit mediale Kunstwerke unseren urbanen Stadtalltag heute mit gestalten? Funktionieren Video- und Sound-Arbeiten in erster Linie im abgeschlossenen Kunstraum des White Cube? So ist zu beobachten, dass selbst im Medienzeitalter „Kunst am Bau“-Projekte vorrangig in Form von skulpturalen Arbeiten gedacht werden.

Die Ausstellung „Mission MediaArt Facilities“, kuratiert von Eduardo Perez  und Hortense Pisano, ist der 1. Medienwechsel der open-art-galerie des DIFA CityQuartiers „Frankfurter Welle“. Eingeladen sind sieben junge Künstler/Gruppen, die in einem klassisch künstlerischen als auch gestalterischen Bereich tätig sind und mit ihren Arbeiten die fünf in der open-art-galerie bereits angelegten medialen Installationen („Quellenprojektion“, „Tropfenprojektion“, „Flussansichten“, „Hörsäule und „Antipode“) bespielen sowie darüber hinaus den gesamten Außen- und Innenraum des Gebäudes.

Die zur Ausstellung produzierten Film-, Videoarbeiten und Skulpturen nähern sich dem Themenfeld „Kunst im Öffentlichen Raum“ aus mehreren Blickwinkeln: Entstanden sind site-spezifische Arbeiten, die sich vorwiegend mit der spezifischen Architektur der „Frankfurter Welle“ und dem im Außenbereich angelegten Medienpark auseinandersetzen. Die Künstler analysieren parallel dazu die aktuellen Bedingungen von „Kunst am Bau“-Projekten oder dekonstruieren die im Öffentlichen Raum vorhanden Zeichen und Symbole. Jan Wagner stellt seine filmische Arbeit in den kunsthistorischen Kontext. Andreas Buntes auf dem Gelände der „Frankfurter Welle“ gedrehter Film beschäftigen sich dagegen unter phänomenologischen Gesichtspunkten mit dem Faktor „Zeit“.

Andreas Bunte (*1970) filmische Arbeiten umkreisen bisher oftmals phänomenologische Wahrnehmungsprozesse. Seine 2001 in Haifa/Israel ausgestellte Videoinstallation „ERRATiC“ etwa veranschaulichte auf drei parallel laufenden Projektoren nicht-lineare Sichtweisen gleicher Motive. Mit dem Faktor „Zeit“ beschäftigt sich erneut sein eigens für die Ausstellung entstandener Film „RemoteSite”. In diesem Art Science-Fiction-Film setzt sich ein Protagonist mit dem quantenmechanischen Problem der Zeitwahrnehmung auseinander: Für einen kurzen Augenblicke erhält der Protagonist wie auch der Betrachter die Möglichkeit, in scheinbar zeitgleich verlaufende Handlungsstränge und damit in verschiedene Parallelwelten einzutauchen.

 

RemoteSite0 RemoteSite1

Die Designagentur HeadQuarter wurde von Martin Bott (*1968) und Peter Heinz (*1964) in Mainz gegründet. Ihre aktuelle Videoanimation decodiert und simuliert medienimmanente Zeichen. So bietet der Trailor „Madbox“ den Rezipienten die Möglichkeit, verschiedene alltägliche Zeichen und Icons aus den Nachrichten und der Freizeitkultur auszuwählen und diese interaktiv zu animieren. Die stilisierten Personen und Gegenstände werden in einzelne Fragmente zergliedert und neu zusammengesetzt.

Oliver Husain (*1969) und Claus Richter (*1971) nehmen in ihren gemeinsam produzierten Videoarbeiten und ihren installativen Performances eine kritische bis ironische Haltung zu formalen und alltäglichen Quellen und künstlerischen Traditionen ein. Für die Installation “Antipode” planen Husain/Richter die neue Videoarbeit „The Golden Ball“, die sich mit der urbanen Situation der “Frankfurter Welle” in Form von kleinen Spielhandlungen auseinandersetzt. Mittels digitaler Bildbearbeitung und anhand von Modellen konstruierten Spezialeffekten wird die “Frankfurter Welle” zum Setting für eine ungewöhnliche Handlung.

Karl Kliem (*1969) ist Mitgesellschafter des Frankfurter Medienlabors meso und arbeitet an Systemen zur Echtzeitgenerierung von Bild und Ton in den Bereichen Multimedia, Webdesign, TV-Design als auch an Musik- und Soundproduktionen für Filme und interaktive Installationen. Den Kunstparcours der Frankfurter Welle wird Karl Kliem mit drei Arbeiten bespielen: Während er die elf Monitore der „Flussansichten“ mit den im Öffentlichen Raum allgegenwärtigen Parolen und Verbotshinweisen speist, entstand für die „Quellenprojektion“ eine Art Werbefilm über die Immobilie „Frankfurter Welle“.  Die aus fünf Sampels bestehende Soundarbeit „RWElle“ basiert dagegen auf unterschiedlichen Geräuschen, wie sie beispielsweise der in das Haupthaus integrierte Lift oder die Belüftungsanlage erzeugen.

Georg Krüger (*1964) befasst sich in seinen Videofilmen, Installationen und Performances mit Quellen aus der Kunsttheorie, der Philosophie und der Literatur. Die elektronischen Texttafeln der vorhandenen Installation „Flussansichten“ wird Georg Krüger mit Zitaten aus Giovanni Pico Della Mirandolas Werk „900 Thesen“ bespielen. Visualisiert werden auf diese Weise die zu Lebzeiten des Renaissance-Philosophen unveröffentlichten Schriften. Die Auseinandersetzung mit der Tradition des Schriftbildes im Gegensatz zum medial erzeugtem Bild prägt Georg Krügers zweite Arbeit. In Anbindung an Pico Della Mirandolas Thesenwerk und mittels eines speziellen Computerprogramms werden dreizehn vom Künstler aufgestellte Thesen in der medialen Installation „Antipode“ visuell und akustisch erfahrbar.

Dirk Paschke (*1966) ist Mitbegründer des Frankfurter Künstlerkollektivs Phantombüro. „Hafenbad“ hieß eines der bekanntesten Raumprojekte des Künstlerkollektivs, das 1996 im Frankfurter Osthafen eine brachliegende Industrielandschaft in eine viel frequentierte Freizeitanlage verwandelte. Aus Frachtcontainern schweißten und konstruierten die Mitglieder des Phantombüros ein funktionsfähiges Schwimmbad. Einen Sommer lang wurde das “Hafenbad” zur kommunikativen Plattform.

Für die Außenpassage der “Frankfurter Welle” hat Dirk Paschke einen klassischen Skulpturenboulevard geschaffen. Die aus Spanplatten gefrästen und einseitig bemalten Figuren zeigen Skateboardfahrer in Aktion, die am Geländer, Boden oder an einer Grindkante befestigt werden. Dazu Dirk Paschke: “Die Körperhaltung der Skateboardfahrer befindet sich genau am Nullpunkt der Bewegung und bildet damit einen Kontrast zur massiven Architektur der Gebäude.”

Der Düsseldorfer Künstler Jan Wagner (*1971) wird eine Videocollage bestehend aus einer Animation und einer Bluebox-Aufnahme vorstellen. Das Motiv einer floralen Linie, an der verschiedene Polyeder wie Früchte angebracht sind, dreht sich langsam um sich selbst. „Die Natur wird als mythischer Urgrund vorgestellt auf der eine schlaffe, in Historismen verstrickte Kunst ihre Wiedergeburt erfahren soll“, beschreibt der Künstler selbst seine Arbeit.

Detail-Frau