„Kunst vor Ort“: Im Atelier Martin Wenzel

In der Reihe „Kunst vor Ort“ treffen wir den Frankfurter Künstler Martin Wenzel.

Als „Alltagshelden“ möchte man die Skulpturen, Reliefbilder und installativen Arbeiten für den Innen- und Außenraum von Martin Wenzel bezeichnen. „Helden des Alltags“, weil es seine unmittelbaren Lebenswelt ist, die dem Frankfurter Bildhauer seit seinem Studium an der HfG-Offenbach, später an der Städelschule Frankfurt, in bester Pop-Art-Manier als Inspirationsquelle dient.
Seit einigen Jahren verpasst Wenzel seinen Werken ein ästhetisches, farbenfroheres Äußeres. Sein Gespür für das Unscheinbare ist ihm aber dennoch nicht abhanden gekommen, so bestätigt es ein Blick in sein Frankfurter Atelier: Nach wie vor findet der Künstler offenkundig  immer mal kaputtes Zeug, mitunter auf der Straße. Dem Bildhauer wird das gefundene Material zum Ausgangspunkt für seine skulpturalen Arbeiten: so wird ein ausrangiertes Verkehrsschild etwa bei Wenzel zum Leuchtkasten. Ein zuvor entnommenes Element avanciert zu einer allein stehenden Skulptur. Alle Teile eines Materials werden gebraucht – ein früher einmal gestaltetes Möbelstück aus Eichenholz wurde vom Künstler derart zerlegt, dass daraus eine Serie massiver Hocker entstanden ist, die zu verrücken nun kaum gelingt. Bequem sind die kleinen Hocker nicht wirklich. Aber dafür ist ihre Sitzfläche auffallend bunt.  Die im Kunstbetrieb geltende Abgrenzung zwischen Gebrauchsgegenstand und Kunstobjekt wurde einmal mehr stark „gedehnt“, wodurch Martin Wenzels Kunst nun als Teil eines sozialen Gefüges gedacht werden kann.
Dem Alltäglichen die Schwere zu nehmen, darum, so sagt er, gehe es ihm. Das gelingt ihm durch den gezielten Einsatz kleiner ironischer Spitzen, die seine ursprünglichen Object Trouvé aus ihrer Trivialität herausholen.
Zur Veranstaltung „Kunst vor Ort“ besuchten wir den Künstler erst kürzlich in seinen Atelierräumen im Frankfurter Bahnhofsviertel, im Erdgeschoss des Atelierhauses basis, wo soziale Härte und kulturelles Leben auf der Straße direkt aufeinander prallen. Idyllisch wirkte im Kontrast dazu der begrünte Hof des basis Atelierhauses, wo wir Wenzels Atelier betreten. Im Gespräch beschrieb dieser uns nochmals die Etappen seines künstlerisches Werdegangs und wir erhielten Einblick in seine Arbeitsweise, was ihn tatsächlich zu einer Werkserie inspirierte. So erfuhren wir beispielsweise, mit welchen Mitteln er bekannte Bildikonen der Pop- und Minimal Art sowie Stilikonen der Designgeschichte humorvoll auf den Boden der Realität zurückholt.
Wir waren von der Erzählweise des Künstlers ebenso begeistert wie von der Vielfalt seines künstlerischen Schaffens. Und wo kann man seine Arbeiten sehen? Mit ausgewählten Arbeiten feiert Martin Wenzel am 5. Juli 2024, ab 18 Uhr im „basis projektraum“ in der Elbestraße 10 Ffm „10 Jahre Meisterschüler“ : genauer gesagt, feiert er seinen Abschluss als Meisterschüler in der Klasse von Professor Tobias Rehberger an der Städelschule.
 https://www.martinwenzel.net/2022/